Lot Essay
Im ausführlichen Gutachten zum Gemälde schreibt Dr. Bettina Baumgärtel: "In dieser allegorischen Szene thematisiert Angelika Kauffmann die törichte Schönheit. Eine weitere dreifigurige Szene auf die kluge Schönheit bildet das Gegenstück. Erst mit diesem Pendant, das sich heute in einer Schweizer Privatsammlung befindet, erschliesst sich der Sinn des Bildes vollständig. Prudentia mit dem Zaumzeug in der Hand ruft zur Mässigung in der Liebe auf. Findet Klugheit bei Schönheit Gehör, wird ihr der Lohn der Liebe zuteil. Dann wird sie durch Amor mit einem Blumenkranz bekrönt. Schenkt aber die Schönheit der Klugheit keine Beachtung, wie es hier im Kupferbildchen gezeigt ist, dann gerät sie in die Fänge der Liebe und wird Sklavin der Liebe. In der Darstellung ist angedeutet, dass die Schönheit bedauernd auf die Klugheit zurückblickt. Sie trägt einen Blumenkranz und einen Kopfschleier, vermutlich wird sie hier als Braut gezeigt. Möglicherweise haben wir es mit einem Sinnbild für die "Verlorene Unschuld" zu tun, ein Thema, das insbesondere in der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts mit Greuze und anderen gerne dargestellt wurde. Im Vergleich zu Greuzes Moralstücken, die in Wirklichkeit die heimliche Freude an der Darstellung erotischer Szenen offenbaren, tritt in Kauffmanns Sinnbilder die moralische Botschaft zugunsten einer spielerischen und charmanten Leichtigkeit in den Hintergrund."