OTTO MORACH (1887-1973)
OTTO MORACH (1887-1973)

Selbstbildnis mit Blumen, um 1916 (Rückseite: Solothurn bei Nacht, um 1914)

Details
OTTO MORACH (1887-1973)
Selbstbildnis mit Blumen, um 1916 (Rückseite: Solothurn bei Nacht, um 1914)
Oel auf Leinwand
60 x 80 cm
Provenance
Nachlass Otto Morach
Privatbesitz, Grenchen
Privatbesitz, Schweiz
Literature
Georg Reinhart/Paul Fink (Hrsg.), Selbstbildnisse schweizerischer Künstler der Gegenwart, Zürich 1918, S.88 mit Abbildung
Marie-Louise Schaller, Otto Morach (1887-1973), Werkkatalog, Zürich 1983, S. 161 Nr. 142 mit Abbildung/Rückseite: S. 132 Nr. 58 mit Abbildung Ausstellungskatalog Kunstmuseum Solothurn, Otto Morach zum 100. Geburtstag, 1987, S. 10 mit Abbildung
H. Stüdeli/S. Flury, Die Malerfreunde Fritz Baumann, Otto Morach, Arnold Brügger, 1992, S. 119 mit Farbabbildung der Rückseite
Exhibited
Winterthur, Kunstverein, Schweizerische Künstlerbildnisse des 20. Jahrhunderts, 13. Oktober-24. November 1918 Nr. 119
Solothurn, Kunstmuseum, Otto Morach zum 100. Geburtstag, 1987

Lot Essay

In einem undatierten Brief an Berti Fischer berichtet Otto Morach über seine Einsamkeit:'...Und dann hat ich in der letzten Zeit sehr viel an mir zu tun, als Mensch und als Maler, halb zum verrückt werden. Da empfand ich oft sehr, wie wohl es einem täte jemand in der Nähe zu haben zu dem man hingehen könnte, wenn einem die Welt und das Leben so schön oder auch so wenig schön vorkommt, dass man die Freude oder den Aerger oder die Melancholie oder die Sehnsucht fast nicht mehr allein tragen kann...'
In der Isolation des selbstquälerischen Mannes zeigt sich Otto Morach in diesem Gemälde, das er 1918 an die Ausstellung 'Selbstbildnisse Schweizerischer Künstler der Gegenwart' in Winterthur schickte und in der gleichzeitig erschienenen Publikation abbilden liess - kein Zufallsprodukt, sondern eine als gültig erklärte Selbstdarstellung: Ein Halbfigurenbild mit einem aufgerissenen, als brüchige Hintergrund-Folie hängenden Himmel. Ein gleichsam vom Sturmwind gebogener Baum neigt sich, die eckige Schulterlinie umfangend, gegen den frontal stehenden Künstler. Dieser richtet sich gegen den Betrachter mit verhangenem Blick, schmerzlich geschlossenem Mund, tiefen, verschatteten, eingefallenen Wangen und einer in Flächen gebrochenen Stirn, vor seiner Brust schwebt ein Blumenstrauss - ob vom Dargestellten selber gehalten, ist nicht auszumachen - wohl bestimmt für das Mädchen, das miniaturhaft, nur als Rückenfigur sichtbar, in der unteren Bildecke steht. Otto Morach, zu dieser entschwindenden Gestalt hingezogen, wie die Bewegungslinien seines Rockaufschlages über der Brust deutlich anzeigen, steht dennoch abgekehrt von ihr, festgebannt, unverrückbar eingespannt in das harte Lineament des Bildgrundes (aus: Marie-Louise Schaller, Otto Morach (1887-1973), Werkkatalog, Zürich 1983).

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