拍品專文
Hodlers Darstellungen des Holzfällers gehören zu den bekanntesten Schöpfungen des Malers und haben sich ähnlich wie die monumentale Figur des Tell in das kollektive schweizerische Bildergedächtnis eingeschrieben. Die Bildformel ist so eindringlich, dass man ihr sogar als warnendes Signet auf einem Strassenschild begegnet, das auf Holzarbeiten hinweist.
Die Geschichte dieser in mehreren Fassungen wiederholten Bilderfindung geht auf Entwürfe für neue Banknoten zurück, welche die Schweizerische Nationalbank 1908 bei Holder und seinem Malerkollegen Eugène Burnand in Auftrag gab. Die vier neuen Banknoten sollten je einen bestimmten Tätigkeitsbereich auf der Welt der Arbeit illustrieren, nämlich Landwirtschaft, Handwerk, Handel und Industrie. Für die Vorderseite des Fünfzigfrankenscheins sah Hodler einen Holz schlagenden Waldarbeiter als Allegorie des Handwerks vor; ein mähender Bauer sollte dagegen auf der Hundertnote die Landwirtschaft versinnbildlichen.
Im Laufe des Jahres 1909 fertigte Hodler circa 200 Banknotenentwürfe an, die von einem englischen Atelier gestochen wurden. Der Künstler hatte sich schliesslich, verärgert über die zahlreichen aufgezwungenen Änderungen und der Verfremdung seiner Vorlagen durch die englischen Stecher, sich vom Resultat distanziert. Noch vor der Edition der Noten begann Hodler der Figur des 'Holzfällers' in einer Reihe von gemalten Fassungen eine monumentale Form zu geben. Der Zwang zum kleinen Format, die Eingriffe von fremder Hand, die Verfremdung durch den Stahlstich - von all diesen bei der Gestaltung der Noten erfahrenen Frustrationen war der Künstler nun frei. An der Nationalen Kunstausstellung von 1910 zog eine überlebensgrosse Fassung des Holzfällers das Publikum in seinen Bann. So schrieb der Rezensent der Zürcher Post: "Selten steht eine viele hundert Werke umfassende Ausstellung so unter dem beherrschenden Eindruck einer einzelnen Schöpfung. [...] Wer Ferdinand Hodlers Holzfäller in der weiten Perspektive von der Vorhalle aus an seinem Ehrenplatz in der Mitte der Schmalwand des grossen Oberlichtsaales erblickt, der muss von dieser übermächtigen Erscheinung wie im Banne stehen bleiben. Alles ringsum wird schweigen und erblassen, wenn diese Stimme ertönt. [...] Hodler hat wieder einmal ein opus magnum geschaffen, ein Werk, das einen Markstein in seiner eigenen künstlerischen Entwicklung bezeichnet. Er hat die Wirklichkeit zum Sinnbild erhoben und ein Arbeiterbild gemalt von einer solchen Wucht, dass die ganze naturalistische Schule ihm nichts gleichzustellen hat."
Hodler hat mit dem 'Holzfäller' ein einprägsames Sinnbild der Kraft geschaffen. Er zeigt den Waldarbeiter im Moment der höchsten Anspannung - die Füsse haben sich bereits vom Boden gelöst - , kurz bevor er seine Axt niedersausen lässt. Ähnlich wie der griechische Bildhauer Myron seinen Diskuswerfer kurz vor dem Abwerfen der Scheibe zeigt, hat Hodler hier das Paradox der Darstellung von Bewegung in einem unbeweglichen Bild gelöst. Um ein Kippen der diagonal ausgerichteten Komposition zu vermeiden, hat der Künstler links mehr Tannen sowie eine ovale Wolke hinzugefügt. Es gehört zur künstlerischen Freiheit, dass er diese Wolke in Blau vor weissem Grund malte!
Hodlers 'Holzfäller' und 'Mäher' sind mehr als nur Allegorien des Handwerks bzw. der Landwirtschaft. Wie Loosli berichtet, sah der Künstler darin universelle Symbole: Der Holzfäller steht stellvertretend für den Ausdruck der Kraft, die gleichmässige Bewegung des Mähers steht für das universelle Prinzip des Rhythmus. Das Gemälde stammt aus der Sammlung von Josef Müller (1887-1977) des Solothurner Mäzens, der bereits als 21-jähriger Student mit dem mutigen Ankauf der bedeutenden Komposition 'Die Liebe' die Aufmerksamkeit des Künstlers erweckte, woraus sich eine lange Freundschaft entwickelte. Das hier präsentierte 130 x 101 cm messende Gemälde aus der Sammlung Josef Müllers ist zwar um einiges kleiner als die von der Kritik gelobte Hauptfassung (Kunstmuseum Bern, 262 x 212 cm), übertrifft diese jedoch an Unmittelbarkeit und Kraft der Pinselführung. Ist das Berner Bild auf Fernwirkung angelegt, besteht die Müller'sche Fassung auch vor dem Blick aus der Nähe. Die energische Strichführung, die den Malgrund mit der in Rot angelegten Konturzeichnung und an einigen Stellen auch die Quadrierung sichtbar werden lässt, hebt das Gemälde auch aus der Reihe der übrigen Fassungen heraus. Hodlers Biograph C.A. Loosli erwähnt 13 Fassungen; es dürften jedoch gegen 20 'Holzfäller' gewesen sein, die Hodlers Atelier verliessen. Die vielen Wiederholungen haben auch Anlass zu Kritik gegeben. Mangelnde Qualität oder gar Beteiligung fremder Hände warf man dem Künstler vor. Diese Bedenken kommen angesichts der hervorragenden Qualität der hier präsentierten Fassung nicht auf.
Wir danken Paul Müller, Projektleiter Oeuvrekatalog F. Hodler, vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, für den Textbeitrag.
Das Werk ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft unter der Nr. 30119 als eigenhändige Arbeit von Ferdinand Hodler registriert.
Die Geschichte dieser in mehreren Fassungen wiederholten Bilderfindung geht auf Entwürfe für neue Banknoten zurück, welche die Schweizerische Nationalbank 1908 bei Holder und seinem Malerkollegen Eugène Burnand in Auftrag gab. Die vier neuen Banknoten sollten je einen bestimmten Tätigkeitsbereich auf der Welt der Arbeit illustrieren, nämlich Landwirtschaft, Handwerk, Handel und Industrie. Für die Vorderseite des Fünfzigfrankenscheins sah Hodler einen Holz schlagenden Waldarbeiter als Allegorie des Handwerks vor; ein mähender Bauer sollte dagegen auf der Hundertnote die Landwirtschaft versinnbildlichen.
Im Laufe des Jahres 1909 fertigte Hodler circa 200 Banknotenentwürfe an, die von einem englischen Atelier gestochen wurden. Der Künstler hatte sich schliesslich, verärgert über die zahlreichen aufgezwungenen Änderungen und der Verfremdung seiner Vorlagen durch die englischen Stecher, sich vom Resultat distanziert. Noch vor der Edition der Noten begann Hodler der Figur des 'Holzfällers' in einer Reihe von gemalten Fassungen eine monumentale Form zu geben. Der Zwang zum kleinen Format, die Eingriffe von fremder Hand, die Verfremdung durch den Stahlstich - von all diesen bei der Gestaltung der Noten erfahrenen Frustrationen war der Künstler nun frei. An der Nationalen Kunstausstellung von 1910 zog eine überlebensgrosse Fassung des Holzfällers das Publikum in seinen Bann. So schrieb der Rezensent der Zürcher Post: "Selten steht eine viele hundert Werke umfassende Ausstellung so unter dem beherrschenden Eindruck einer einzelnen Schöpfung. [...] Wer Ferdinand Hodlers Holzfäller in der weiten Perspektive von der Vorhalle aus an seinem Ehrenplatz in der Mitte der Schmalwand des grossen Oberlichtsaales erblickt, der muss von dieser übermächtigen Erscheinung wie im Banne stehen bleiben. Alles ringsum wird schweigen und erblassen, wenn diese Stimme ertönt. [...] Hodler hat wieder einmal ein opus magnum geschaffen, ein Werk, das einen Markstein in seiner eigenen künstlerischen Entwicklung bezeichnet. Er hat die Wirklichkeit zum Sinnbild erhoben und ein Arbeiterbild gemalt von einer solchen Wucht, dass die ganze naturalistische Schule ihm nichts gleichzustellen hat."
Hodler hat mit dem 'Holzfäller' ein einprägsames Sinnbild der Kraft geschaffen. Er zeigt den Waldarbeiter im Moment der höchsten Anspannung - die Füsse haben sich bereits vom Boden gelöst - , kurz bevor er seine Axt niedersausen lässt. Ähnlich wie der griechische Bildhauer Myron seinen Diskuswerfer kurz vor dem Abwerfen der Scheibe zeigt, hat Hodler hier das Paradox der Darstellung von Bewegung in einem unbeweglichen Bild gelöst. Um ein Kippen der diagonal ausgerichteten Komposition zu vermeiden, hat der Künstler links mehr Tannen sowie eine ovale Wolke hinzugefügt. Es gehört zur künstlerischen Freiheit, dass er diese Wolke in Blau vor weissem Grund malte!
Hodlers 'Holzfäller' und 'Mäher' sind mehr als nur Allegorien des Handwerks bzw. der Landwirtschaft. Wie Loosli berichtet, sah der Künstler darin universelle Symbole: Der Holzfäller steht stellvertretend für den Ausdruck der Kraft, die gleichmässige Bewegung des Mähers steht für das universelle Prinzip des Rhythmus. Das Gemälde stammt aus der Sammlung von Josef Müller (1887-1977) des Solothurner Mäzens, der bereits als 21-jähriger Student mit dem mutigen Ankauf der bedeutenden Komposition 'Die Liebe' die Aufmerksamkeit des Künstlers erweckte, woraus sich eine lange Freundschaft entwickelte. Das hier präsentierte 130 x 101 cm messende Gemälde aus der Sammlung Josef Müllers ist zwar um einiges kleiner als die von der Kritik gelobte Hauptfassung (Kunstmuseum Bern, 262 x 212 cm), übertrifft diese jedoch an Unmittelbarkeit und Kraft der Pinselführung. Ist das Berner Bild auf Fernwirkung angelegt, besteht die Müller'sche Fassung auch vor dem Blick aus der Nähe. Die energische Strichführung, die den Malgrund mit der in Rot angelegten Konturzeichnung und an einigen Stellen auch die Quadrierung sichtbar werden lässt, hebt das Gemälde auch aus der Reihe der übrigen Fassungen heraus. Hodlers Biograph C.A. Loosli erwähnt 13 Fassungen; es dürften jedoch gegen 20 'Holzfäller' gewesen sein, die Hodlers Atelier verliessen. Die vielen Wiederholungen haben auch Anlass zu Kritik gegeben. Mangelnde Qualität oder gar Beteiligung fremder Hände warf man dem Künstler vor. Diese Bedenken kommen angesichts der hervorragenden Qualität der hier präsentierten Fassung nicht auf.
Wir danken Paul Müller, Projektleiter Oeuvrekatalog F. Hodler, vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, für den Textbeitrag.
Das Werk ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft unter der Nr. 30119 als eigenhändige Arbeit von Ferdinand Hodler registriert.