Lot Essay
Die Winterbilder nehmen unter Adolf Dietrichs Landschaftsdarstellungen einen besonderen Stellenwert ein. Der Winter dürfte seinem Empfinden am ehesten entsprochen haben. In der jahreszeitlichen Kargheit und Kälte, Verlassenheit und Leere spiegeln sich Dietrichs eigene Lebensbedingungen; seine existentiellen Ängste vor Verarmung und seine zunehmende Vereinsamung. Dietrichs zeichnerische Begabung kann sich in den Winterbildern ganz entfalten. Das filigrane Geflecht kahler Baumkronen und Sträucher steht in spannungsvollem Gegensatz zu den hauchfeinen Farbverläufen der Schnee- und Eislandschaften, welche beinahe ausschliesslich Ansichten des winterlichen Untersees zeigen. Bewahrheitet hat sich die von Margot Riess bereits 1927 in 'Die Kunst' geäusserte Einschätzung dieser ganz besonderen Werkgruppe: 'Vielleicht werden die Winterbilder einmal die gesuchtesten der Landschaften Dietrichs sein.' (aus: Christoph Vögele, Adolf Dietrich, Das Werk, Werkkatalog, Weinfelden 1994).