Lot Essay
Hermann Scherer unterstreicht im Gemälde 'Gewitterlandschaft', um 1924/25, die Dramatik des Sturmes durch die expressive Farbpalette. Es ist eine grossformatige, panoramaartige Landschaft. Dargestellt ist die Landschaft im Mendrisiotto, im Tessin, dem neu gewählten Wohnort von Hermann Scherer. Von erhöhtem Standort geht die Aussicht über Hügel, Dörfer, Rebberge, Schluchten, Bäumen und Büschen oder Bergflanken, über eine reich parzellierte Gegend des Mendrisiotto bis hin zur fernen lombardischen Ebene. Augenfällig ist der extrem hohe Horizont, so dass für den Himmel nur noch ein schmaler Streifen verbleibt. Dadurch wird die gesamte Bildfläche von der Landschaft beansprucht. Grossteilige Elemente wirken einerseits strukturierend und geben der Komposition Festigkeit. Gleichzeitig wird diese ordnende Gliederung von einer Vielzahl klein- und kleinstteiliger Kompartimente und von der vielfältigen Farbigkeit gleichsam überlagert. Dunkelblaue Partien stehen im heftigen Kontrast zu den leuchtend Gelb-, Rot- und Hellgrüntönen (aus: Beat Stutzer (Hrsg.), Hermann Scherer, Skulpturen, Gemälde, Holzschnitte, Ausstellungskatalog Bündner Kunstmuseum Chur, Zürich 1999).