ARNOLD BÖCKLIN (1827-1901)
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ARNOLD BÖCKLIN (1827-1901)

Die Nacht, 1870

Details
ARNOLD BÖCKLIN (1827-1901)
Die Nacht, 1870
unten rechts monogrammiert 'A.B.'
Öl auf Leinwand
136 x 79 cm
Provenance
Secession München (1896)
Maximilian Freiherr von Heyl, Darmstadt (1898)
Kunsthandlung J. P. Schneider Jr., Frankfurt am Main (1899)
Hans Weidenbusch, Weisbaden (1899)
Auktion, J. M. Heberle, Köln (05.06.1899)
Kunsthandlung N.N., Wiesbaden (1899)
Theodor Schall, Baden-Baden (1901)
Eduard Schulte, Berlin (1902)
Auktion, Rudolph Lepke, Berlin (15./16.03.1904)
Galerie Neupert, Zürich (1904)
Europäischer Privatbesitz seit 1904
Literature
Heinrich Alfred Schmid, Verzeichnis der Werke Arnold Böcklins. Vervollständigter und verbesserter Neudruck, München 1903, Nr. 197 Kornel Jaskulski, Der Symbolismus Böcklins (Jahresberichte des k.k. 1. Staatsgymnasiums in Czernowitz für das Schuljahr 1908/1909), Czernowitz 1909, S. 14
Fritz von Ostini, Böcklin, Bielefeld 1925, S. 65
Rolf Andree, Arnold Böcklin, Die Gemälde, Basel/München 1998, Nr. 236 mit Abbildung (und nach Meinung von Dr.h.c. Hans Holenweg ebenso Nr. 235)
Exhibited
Bremen, Kunsthalle, Illustrierter Katalog von 23 Originalgemälden Arnold Böcklins, 30. März-15. April 1902, Nr. 11 (Katalog mit Abbildung)
Hamburg, Kunstsaal von Louis Bock und Sohn, Arnold Böcklins künstlerischer Nachlass, 20. April-4. Mai 1902, Nr. 11 (Katalog mit Abbildung)
Leipzig, Kunstverein, Böcklin-Ausstellung, 29. Dezember 1901-16. Januar 1902 (Katalog S. 8 mit Abbildung)
Wien, Künstlerbund Hagen, 19 Werke von Arnold Böcklin, Januar 1903, Nr. 18 (Katalog mit Abbildung)
Special notice
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Lot Essay

Arnold Böcklin hat seit seinem ersten Besuch in Pompeji im Sommer 1863 in seinem Oeuvre die Figur vermehrt in den Vordergrund gerückt. Im Spätwerk werden die Figuren sogar zu Hauptträgern seiner Kompositionen. In Pompeji scheinen ihn besonders die Wandmalereien mit kleinen schwebenden Figuren fasziniert zu haben. Beginnend mit der Flora auf dem Fresko im alten Basler Museum von 1869 (Werkkat.Nr. 219) hat Böcklin immer wieder schwebende Figuren gemalt, so zum Beispiel auf dem kleinen Bild Die Hoffnung von 1880 (Werkkat.Nr. 350), wobei die grün verschleierte weibliche Gestalt eindeutig von pompejanischen Vorbildern inspiriert ist, ferner im Trost spendenden, rot gewandeten Engel der Pietà von 1885 (Werkkat.Nr. 396) sowie auf den beiden Versionen des in heftiger Gestik vereint durch die Finsternis des Infernos dahingleitenden Paares Paolo und Francesca von 1893 und 1895 (Werkkat.Nr. 441, 442).
1870 befasste sich Böcklin erstmals mit der Allegorie der Nacht, einer zur Erde herabschwebenden weiblichen Gestalt. Nach einem unbefriedigenden ersten Versuch gelang es ihm, das Schweben der Figur im vorliegenden Werk auf überzeugende Weise darzustellen. Die Nacht, schwarz verschleiert, trägt in der Linken Mohnkolben und lässt mit der ausgestreckten, offenen Rechten Mohnkapseln mit dem betörenden Duft als Symbol der Fruchtbarkeit zur Erde fallen. Das Licht hinter der Figur soll nach Böcklins eigenen Worten 'die Öffnung im Gewölk' darstellen, 'woher sie gekommen' (Arnold von Salis, Erinnerungen an Arnold Böcklin nach Tagebuchnotizen eines Studenten, in: Basler Jahrbuch 1902, S. 7). Auf der früheren, verworfenen und angeblich verschollenen Fassung, die aber vom Künstler bestimmt vernichtet wurde, 'um nicht mehr in ihren Bann zu geraten', hatte Böcklin am unteren Rand die vom Mond beschienene Erde angedeutet. Dieses Detail hat er im vorliegenden Werk weggelassen und anstelle der Erde Sterne bis an den unteren Rand funkeln lassen.
Mitte der neunziger Jahre nahm Böcklin das Thema wieder auf. Nun schwebt die Gestalt knapp über einer vom Mond erhellten flachen Flusslandschaft. Die purpurrot verschleierte Nacht lässt die Mohnkapseln aus einem Füllhorn zur Erde fallen (Werkkat.Nr. 447).
Bei beiden Versionen ist bemerkenswert, wie hervorragend die Schleier gemalt sind. Kaum ein anderer Künstler vermochte Schleier, welche die Haut durchschimmern lassen, so realistisch darzustellen wie Arnold Böcklin.
Das vorliegende Gemälde ist eines der allerletzten bedeutenden Werke Böcklins, die aus Privatbesitz in den Kunsthandel kommen. Die meisten befinden sich seit langem in öffentlichen Sammlungen. Das ist der Grund, weshalb wichtige Böcklin-Bilder, abgesehen von unbedeutenden kleinen Frühwerken, heute kaum mehr angeboten werden.

Wir danken Dr.h.c. Hans Holenweg, Experte Arnold Böcklin und Autor des Oeuvrekatalogs 'Arnold Böcklin, Die Zeichnungen', für diesen Textbeitrag.

From the time of his first visit to Pompeii in the summer of 1863, Arnold Böcklin repeatedly placed the figure in the foreground of his works. In his late work, the figures even become the main motif of his compositions. In Pompeii the wall paintings with their small floating figures seem to have particulraly fascinated him. Starting with Flora on the fresco of the old Basel museum of 1869 (catalogue number 219) Böcklin painted floating figures again and again: for example in the small painting Die Hoffnung from 1880 (catalogue number 350), in which the female figure veiled in green was clearly inspired by the Pompeian models, and again in the red robed consoling angel in the Pietà from 1885 (catalogue number 441, 442). In 1870 Böcklin first concerned himself with the allegory of night - Nacht, a female figure floating down to the earth. After an unsatisfactory first attempt, he succeeded in depicting in a convincing manner the floating movement of the figure in the present work. Night, veiled in black, carries poppy heads in her left hand and with her outstretched right hand drops the seeds to the earth, their heady scent being a symbol of fertility. The light behind the figure is supposed to represent, in Böcklin's own words, 'die Oeffnung im Gewölk (...) woher sie gekommen' (the opening in the clouds...whence she came) (Arnold von Salis, Erinnerungen an Arnold Böcklin nach Tagebuchnotizen eines Studenten, in: Basler Jahrbuch 1902, p. 7). On the earlier, discarded, and allegedly missing version, which however had definitely been destroyed by the artist, 'um nicht mehr in ihren Bann zu geraten' (to avoid being under her spell), Böcklin had traced the earth on the lower edge, lit up by the moon. This detail was omitted in the present work.
In the 1890s Böcklin took up the theme again. Now the figure floats just over a flat landscape lit up by the moon. The figure of night, veiled in crimson, scatters the poppy seeds to earth from a cornucopia (Catalogue number 447).
In both versions it is striking how outstandingly the veils are painted. Few other artists could depict a veil as realistically as Böcklin, allowing the skin to shine through. The present painting is one of the last important works by Böcklin to come to the market from a private collection. Most of the works have long been in public collections. This is the reason why important works by Böcklin, apart from minor small early works, are hardly ever offered for sale.

Our thanks to Dr.h.c. Hans Holenweg, expert on Arnold Böcklin, for his contribution.

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