Lot Essay
Hermann Scherer, einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus in der Schweiz, porträtierte seinen Freund Albert Müller zwischen 1924 und 1926. Die beiden arbeiteten, wann immer sich Gelegenheit bot, Seite an Seite: 'Wir wollen tüchtig arbeiten und uns gegenseitig in diesen Bestrebungen unterstützen, soweit dies eben möglich ist.' (Brief von Scherer an Müller, Herbst/Winter 1924/25) In diesem Zusammenhang überrascht es nicht, dass Müller zur gleichen Zeit ein Portrait von Scherer angefertigt hat. Es wurde im März 2007 von Christie's erfolgreich verkauft.
Scherer besuchte zusammen mit Müller einerseits 1922 die grosse Retrospektive Edvard Munchs sowie andererseits ein Jahr später die Ausstellung Ernst Ludwig Kirchners in der Kunsthalle Basel. Beide Ereignisse beeindruckten die jungen Künstler nachhaltig. Sie suchten später E.L. Kirchner in Davos auf, um mit ihm zu arbeiten. Nach dem Tode Scherers schrieb E.L. Kirchner 1928 im Katalog zur Gedächtnisausstellung in der Kunsthalle Basel: 'Scherer hatte die mystisch-tragische Einstellung zur Welt, die eine seltsame unwirkliche, aber doch gegenständlich stark betonte Kunst erzeugt. Besonders gut zeigen das die Frauengestalten unter den Scherer'schen Figuren [...] die schlichten einfachen Mittel der Formung greifen so unmittelbar ans Herz wie bei den frühmittelalterlichen Plastiken der Dome.'
Scherers Affinität zur christlichen Ikonographie ist in einigen Werken wiedergegeben. Laut Beat Stutzer suchte er mehrfach den Isenheimar Altar in Colmar auf. Auch im Portrait Albert Müllers sind im Hintergrund drei Assistenzfiguren auszumachen, denen Müller den Rücken zukehrt. Die linke stützt im Gestus der Melancholie ihren Kopf schwer auf den Arm auf. Die beiden rechten Figuren stecken ihre Köpfe zusammen wie es häufig bei der Beweinung Christi überliefert worden ist. Scherer verwendet weniger den häufig von ihm eingesetzten Rot-Blau Farbkontrast und wendet sich verstärkt den hell gebrochenen Farbtönen Lila, Rosa und Grün zu. Zusammen mit Blau vermögen sie eine melancholische Stimmung zu erzeugen. Hermann Scherer ist mit seiner ausdrucksstarken Malweise und seiner Auffassung eines schicksalhaften Menschseins wesensverwandt mit Edvard Munch.
Hermann Scherer, one of the most important exponents of Expressionism in Switzerland, painted a portrait of his friend Albert Müller between 1924 and 1926. They worked side by side whenever the opportunity arose. In this context it is not surprising that Müller produced a portrait of Scherer at the same time. This was sold by Christie's in March 2007.
Scherer and Müller visited the large retrospective of Edvard Munch in 1922 and, a year later, the exhibition of Ernst Ludwig Kirchner at the Kunsthalle Basel. Both events were to have a lasting impression on the young artists. They later sought out Kirchner in Davos in order to work with him.
Scherer's feeling for Christian iconography is reflected in some works. According to Stutzer he visited the Isenheim Altar in Colmar on many occasions. Also in the background of Albert Müller's portrait three auxiliary figures can be seen, with Müller's back towards them. The figure to the left rests her head heavily on her arm in a gesture of melancholy. The two figures to the right incline their heads together, as is often traditionally used in pictures of the Deposition. Here Scherer uses less the red-blue contrasts he often employs, and turns markedly to the light broken tones of lilac, pink and green. Together with blue they are able to generate a melancholic atmosphere. Hermann Scherer is closely akin to Edvard Munch with his expressive style of painting and his fateful concept of man.
Scherer besuchte zusammen mit Müller einerseits 1922 die grosse Retrospektive Edvard Munchs sowie andererseits ein Jahr später die Ausstellung Ernst Ludwig Kirchners in der Kunsthalle Basel. Beide Ereignisse beeindruckten die jungen Künstler nachhaltig. Sie suchten später E.L. Kirchner in Davos auf, um mit ihm zu arbeiten. Nach dem Tode Scherers schrieb E.L. Kirchner 1928 im Katalog zur Gedächtnisausstellung in der Kunsthalle Basel: 'Scherer hatte die mystisch-tragische Einstellung zur Welt, die eine seltsame unwirkliche, aber doch gegenständlich stark betonte Kunst erzeugt. Besonders gut zeigen das die Frauengestalten unter den Scherer'schen Figuren [...] die schlichten einfachen Mittel der Formung greifen so unmittelbar ans Herz wie bei den frühmittelalterlichen Plastiken der Dome.'
Scherers Affinität zur christlichen Ikonographie ist in einigen Werken wiedergegeben. Laut Beat Stutzer suchte er mehrfach den Isenheimar Altar in Colmar auf. Auch im Portrait Albert Müllers sind im Hintergrund drei Assistenzfiguren auszumachen, denen Müller den Rücken zukehrt. Die linke stützt im Gestus der Melancholie ihren Kopf schwer auf den Arm auf. Die beiden rechten Figuren stecken ihre Köpfe zusammen wie es häufig bei der Beweinung Christi überliefert worden ist. Scherer verwendet weniger den häufig von ihm eingesetzten Rot-Blau Farbkontrast und wendet sich verstärkt den hell gebrochenen Farbtönen Lila, Rosa und Grün zu. Zusammen mit Blau vermögen sie eine melancholische Stimmung zu erzeugen. Hermann Scherer ist mit seiner ausdrucksstarken Malweise und seiner Auffassung eines schicksalhaften Menschseins wesensverwandt mit Edvard Munch.
Hermann Scherer, one of the most important exponents of Expressionism in Switzerland, painted a portrait of his friend Albert Müller between 1924 and 1926. They worked side by side whenever the opportunity arose. In this context it is not surprising that Müller produced a portrait of Scherer at the same time. This was sold by Christie's in March 2007.
Scherer and Müller visited the large retrospective of Edvard Munch in 1922 and, a year later, the exhibition of Ernst Ludwig Kirchner at the Kunsthalle Basel. Both events were to have a lasting impression on the young artists. They later sought out Kirchner in Davos in order to work with him.
Scherer's feeling for Christian iconography is reflected in some works. According to Stutzer he visited the Isenheim Altar in Colmar on many occasions. Also in the background of Albert Müller's portrait three auxiliary figures can be seen, with Müller's back towards them. The figure to the left rests her head heavily on her arm in a gesture of melancholy. The two figures to the right incline their heads together, as is often traditionally used in pictures of the Deposition. Here Scherer uses less the red-blue contrasts he often employs, and turns markedly to the light broken tones of lilac, pink and green. Together with blue they are able to generate a melancholic atmosphere. Hermann Scherer is closely akin to Edvard Munch with his expressive style of painting and his fateful concept of man.