Lot Essay
"'I wish I was a tea kettle. Why? Because I should have the bottom warm, the belly full and the cork handled by the maids'. Dieses humoristische Zitat mit dem Wunsch, selber ein Teekrug sein zu können, notierte Albert Anker in seiner feinen deutlichen Handschrift in eines jener Notizhefte, die er während mehrerer Jahre auf sich trug und in die er, bei diversen Gelegenheiten, Eingefallenes oder aber auch auf Reisen und Exkursionen Begegnetes eintrug.(...)
Die modernsten Werke in Ankers Oeuvre sind ausgerechnet seine Stilleben.(...) Sein Augenmerk galt einerseits den Grundnahrungsmitteln eines frugalen Mahls im bäuerlichen Milieu: Kartoffeln, Brot und Salz begleitet von Kaffee- und Milchkannen. Die Gegenstände sind von äusserst subtilem Kolorit und einem wunderbaren Nuancenreichtum. Dieselbe farbliche Ausgewogenheit und Feinheit findet sich auch in jenen Stilleben, die nunmehr - zuweilen als Pendants gedacht - das bürgerliche Teegedeck zum Inhalt haben und wo in feinem Porzellan Tee eingeschenkt und Gebäck serviert wird. Oft folgt die Anordnung nach demselben Prinzip: Auf einem zumeist bildparallelen Holztisch sind ausgewählte Gegenstände im unteren Drittel der Bildfläche sorgfältig gestaffelt. Die von harmonischem Licht erhellten Formen heben sich deutlich vom neutral gehaltenen Hintergrund ab, der häufig monochrom dunkel ist.
(...) Generell ist festzustellen, dass die stilistischen Abweichungen in Ankers Stilleben - seit seinem ersten Versuch 1866 bis in die Spätzeit - meist nur klein sind. Der frontale Blickwinkel verändert sich jeweils kaum, lediglich die Gedecke, die aufgetragenen Getränke, die Üppigkeit der Speisen, die Süssigkeiten weichen hin und wieder ab. Immer gibt Anker die einzelnen Gegenstände in ihrer materiellen Beschaffenheit sinnlich fassbar wieder. Die Stilleben scheinen ihm als Maler eine wahre 'pierre de touche' gewesen zu sein. Anker schuf sie nicht im Auftrag, sondern für sich selbst. " (aus: Therese Bhattacharya-Stettler, I wish I was a tea kettle, in: Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 2003, S.137-140)
Albert Anker achtete besonders im Stilleben auf einen untrüglichen Naturalismus. Er stellt in den beiden Stilleben eine Mahlzeit mit Kartoffeln, Brot, Kaffee und Milch auf kargem Holztisch einem üppigen Teegedeck auf weissem Damast mit Stickereien gegenüber. Die unterschiedlichen Requisiten auf den beiden Tischen verkörpern die zwei Welten, die der Künstler selbst nahtlos vereinigte - das bäuerliche und das bürgerliche Milieu. Ein Teekrug mit angehängtem Sieb auf Rechaud und eine bis über den Rand gefüllte Zuckerschale aus Silber, ein Meissen Rahmkrüglein mit blauem Zwiebelmuster, eine Porzellantasse mit Blumendekor, vorne links ein Teller mit Schmelzbrötchen, Basler Leckerli, Sablés und Vanille-Brezeli, befindet sich alles wohl komponiert auf einem weissen Tischtuch mit roter Stickereibordüre. Das Weiss des Tischtuches und des Porzellans kontrastiert mit dem dunkelroten Hintergrund, vor welchem sich die silbrig schimmernde Teekanne mit ihren Spiegelungen besonders deutlich abhebt. Das Pendant mit dem handgemalten Steingutgeschirr und dem halben Laib Brot, den Kartoffeln und dem Salzgefäss, verweist auf ein schlichteres Ambiente - die Tasse und der rote, mit blauem Muster verzierte Milchkrug entstammen Ankers eigenem Haushalt und kommen immer wieder in seinen Stilleben vor. Albert Anker hat dieses Stilleben auf einem einfachen Holztisch mit Schublade ohne Tischdecke zusammengestellt.
Insgesamt sind 35 Stilleben in Oel von Albert Anker bekannt, was gemessen an einem Gesamtwerk von über 600 Gemälden eine geringe Anzahl ist. Die beiden Stilleben sind nicht datiert. Sie können anhand eines Eintrages in seinem Verkaufsbuch, dem Livre de vente, ins Jahre 1897 datiert werden, damals für 400 Franken verkauft:
'22. Februar 1897: de M le Dr. Wyss deux natures mortes, Thé élégant et café avec pommes de terre 400'
Das Werk ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft unter der Nr. 57579 als eigenhändige Arbeit von Albert Anker registriert.
Gegenstück zu Los Nummer 15
Die modernsten Werke in Ankers Oeuvre sind ausgerechnet seine Stilleben.(...) Sein Augenmerk galt einerseits den Grundnahrungsmitteln eines frugalen Mahls im bäuerlichen Milieu: Kartoffeln, Brot und Salz begleitet von Kaffee- und Milchkannen. Die Gegenstände sind von äusserst subtilem Kolorit und einem wunderbaren Nuancenreichtum. Dieselbe farbliche Ausgewogenheit und Feinheit findet sich auch in jenen Stilleben, die nunmehr - zuweilen als Pendants gedacht - das bürgerliche Teegedeck zum Inhalt haben und wo in feinem Porzellan Tee eingeschenkt und Gebäck serviert wird. Oft folgt die Anordnung nach demselben Prinzip: Auf einem zumeist bildparallelen Holztisch sind ausgewählte Gegenstände im unteren Drittel der Bildfläche sorgfältig gestaffelt. Die von harmonischem Licht erhellten Formen heben sich deutlich vom neutral gehaltenen Hintergrund ab, der häufig monochrom dunkel ist.
(...) Generell ist festzustellen, dass die stilistischen Abweichungen in Ankers Stilleben - seit seinem ersten Versuch 1866 bis in die Spätzeit - meist nur klein sind. Der frontale Blickwinkel verändert sich jeweils kaum, lediglich die Gedecke, die aufgetragenen Getränke, die Üppigkeit der Speisen, die Süssigkeiten weichen hin und wieder ab. Immer gibt Anker die einzelnen Gegenstände in ihrer materiellen Beschaffenheit sinnlich fassbar wieder. Die Stilleben scheinen ihm als Maler eine wahre 'pierre de touche' gewesen zu sein. Anker schuf sie nicht im Auftrag, sondern für sich selbst. " (aus: Therese Bhattacharya-Stettler, I wish I was a tea kettle, in: Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 2003, S.137-140)
Albert Anker achtete besonders im Stilleben auf einen untrüglichen Naturalismus. Er stellt in den beiden Stilleben eine Mahlzeit mit Kartoffeln, Brot, Kaffee und Milch auf kargem Holztisch einem üppigen Teegedeck auf weissem Damast mit Stickereien gegenüber. Die unterschiedlichen Requisiten auf den beiden Tischen verkörpern die zwei Welten, die der Künstler selbst nahtlos vereinigte - das bäuerliche und das bürgerliche Milieu. Ein Teekrug mit angehängtem Sieb auf Rechaud und eine bis über den Rand gefüllte Zuckerschale aus Silber, ein Meissen Rahmkrüglein mit blauem Zwiebelmuster, eine Porzellantasse mit Blumendekor, vorne links ein Teller mit Schmelzbrötchen, Basler Leckerli, Sablés und Vanille-Brezeli, befindet sich alles wohl komponiert auf einem weissen Tischtuch mit roter Stickereibordüre. Das Weiss des Tischtuches und des Porzellans kontrastiert mit dem dunkelroten Hintergrund, vor welchem sich die silbrig schimmernde Teekanne mit ihren Spiegelungen besonders deutlich abhebt. Das Pendant mit dem handgemalten Steingutgeschirr und dem halben Laib Brot, den Kartoffeln und dem Salzgefäss, verweist auf ein schlichteres Ambiente - die Tasse und der rote, mit blauem Muster verzierte Milchkrug entstammen Ankers eigenem Haushalt und kommen immer wieder in seinen Stilleben vor. Albert Anker hat dieses Stilleben auf einem einfachen Holztisch mit Schublade ohne Tischdecke zusammengestellt.
Insgesamt sind 35 Stilleben in Oel von Albert Anker bekannt, was gemessen an einem Gesamtwerk von über 600 Gemälden eine geringe Anzahl ist. Die beiden Stilleben sind nicht datiert. Sie können anhand eines Eintrages in seinem Verkaufsbuch, dem Livre de vente, ins Jahre 1897 datiert werden, damals für 400 Franken verkauft:
'22. Februar 1897: de M le Dr. Wyss deux natures mortes, Thé élégant et café avec pommes de terre 400'
Das Werk ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft unter der Nr. 57579 als eigenhändige Arbeit von Albert Anker registriert.
Gegenstück zu Los Nummer 15